Vorwort
Mit 29 gründet sie die vh Ulm – die Ulmer Volkshochschule. Mit 38 eröffnet sie die später weltberühmte „Hochschule für Gestaltung“ (HfG) in Ulm mit. Ohne Abitur. Zwischen ihrem 34. und 42. Lebensjahr bringt sie fünf Kinder zur Welt – darunter ein geistig behindertes. Sie ist 35, als sie ihr erstes Buch veröffentlicht: „Die Weiße Rose“: Inge Aicher Scholl (11.08.1917-04.09.1998).
Wer war die Frau, die mit ihrem über eine Million mal verkauften Titel „Die Weiße Rose“ auf den Widerstand und den frühen Nazi-Justizmord an ihren Geschwistern Hans und Sophie Scholl aufmerksam machte? Wie meisterte die Mutter einer Tochter, die schon mit 20 durch einen Verkehrsumfall umkam, ihr Leben? Wie wirkte sie auf andere? Wie bestärkte sie sich mit ihrem Ehemann Otl Aicher (13.05.1922-01.09.1991)?
Diesen Fragen ging Christine Abele-Aicher nach. 1965 in Vallendar bei Koblenz geboren, lernte Abele-Aicher ihre Schwiegermutter nie persönlich kennen. Schon ein Grund mehr für die international erfahrene Europasekretärin und Marketing-Fachfrau, Personen, die Inge Aicher-Scholl kannten, um Texte zu bitten: Erinnerungen an die außergewöhnliche Frau der deutschen Nachkriegsgeschichte. Texte, die Christine Abele-Aicher noch 2012 veröffentlicht – also im 95. Geburtsjahr von Inge-Aicher-Scholl.
„Die sanfte Gewalt. Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl“ lautet der Titel des 176 Seiten umfassenden Buchs, das Christine Abele-Aicher Ende Oktober 2012 bei der Süddeutschen Verlagsgesellschaft Ulm im Jan Thorbecke Verlag herausbrachte. Zu Wort kommen darin zum Beispiel Enkel der Pädagogin und Schriftstellerin, eine ihrer ersten Volkshochschul-Mitarbeiterinnen aus den End-40er-Jahren, der Schriftsteller Hermann Vinke oder auch politische Größen wie Hildegard Hamm-Brücher, Erwin Teufel und Erhard Eppler. Ehemalige Hausangestellte von Inge Aicher-Scholl äußern sich dort ebenso wie ihre Kinder. Das Buch bietet außerdem Einblicke in Inge Aicher-Scholls Leben anhand etlicher, teils bisher unveröffentlichter Fotos, Zeichnungen und Dokumente.
Darüber hinaus hat die Texterin Christine Abele-Aicher auch einige, heute über 90 Jahre alte Zeitzeuginnen in langen Gesprächen über ihre Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl befragt.
Inge Aicher-Scholl gilt als eine der ganz wenigen Frauen der damals jungen Bundesrepublik Deutschland, die Führungspositionen begleiteten. Ihre Leistungen zur Erneuerung Deutschlands nach 1945 sind legendär. Dass sie trotz alledem noch fünf Kindern das Leben schenkte, lässt erstaunen.
Einer solchen Person der Zeitgeschichte persönlich näher kommen – allen, die dies wollen, öffnet Christine Abele-Aicher mit ihrem neuen Buch „Die sanfte Gewalt. Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl“ unschätzbare Wissensquellen.
Erstausgabe